BERTA
BERTA
«Meine Grossmutter hat zwei Weltkriege erlebt. Als sie das erste mal eine Woche Ferien machte – mit einer Gruppe Gleichaltriger aus der Nachbarschaft – war sie längst im Pensionsalter. Im Ausland war sie nie. Ihr Fussabdruck ist klein. Die Kleider wurden geflickt. Selten kaufte sie etwas Neues. In den Spiegel schaute sie nicht. Freizeit, Selbstbestimmung und das Recht auf Bildung kannte sie nicht. Den Sinn für Humor hat sie trotzdem nie verloren. Diesem Lebensalltags-Kunstwerk wollte ich eine Sichtbarkeit geben.» (Béatrice Gysin)
Die Geschichte erzählt Stationen aus dem Leben von Berta, einem Verdingkind. Sie wurde 1884 im Kanton Aargau geboren. Im Kleinkindalter wurde sie von ihren drei Geschwister getrennt und verdingt. Später arbeitete sie als Dienstmädchen an verschiedenen Stellen im Kanton Zürich. Sie heiratete einen Deutschen, der in den Ersten Weltkrieg einberufen wurde, mit Folgen. Bisher wurden Verdingkinderschicksale meist mit Blick auf Buben erforscht. Hier wurde der Blick auf ein Mädchen gerichtet. Im Hinblick auf die gegenwärtigen Migrationsströme und Kriege scheint uns das Thema der Ausbeutung von Kindern nach wie vor brisant. Die Ergänzungen der Historikerin Mirjam Janett bieten Erklärungen zu den Lebensumständen zur Zeit von Bertas Kindheit und Jugend und sie öffnen den Blick in die Gegenwart. Dazu gibt es eine umfangreiche Literaturliste zu jedem Thema.
Illustrationen von Béatrice Gysin
Texte von Bettina Wohlfender, Dr. Mirjam Janett (Historikerin)
Pressestimmen
"Sie hatte es verinnerlicht, sich das Leben verdienen zu müssen" – Bieler Tagblatt
"Als sie die armen Kinder holten" – Bieler Tagblatt
"Erzählen, damit nie wieder so etwas geschieht" – Bieler Tagblatt
"Lebensalltag als Kunstwerk" – WOZ
"Geraubte Kindheit" – Surprise
"Der ehrliche Klappentext" – bref Magazin
"Béatrice Gysin: Berta" – Phosphor
"Der Büchertisch" – Grosseltern Magazin
Béatrice Gysin lebt und arbeitet in Paris, seit 2005 in Biel. Künstlerische Tätigkeit mit Konzentration auf die Zeichnung und Rauminstallationen.
Bettina Wohlfender lebt als freie Autorin in Biel und arbeitet als Dozentin am Schweizerischen Literaturinstitut und am Y-Institut der Hochschule der Künste Bern sowie an der Schule für Gestaltung Biel.
Dr. Mirjam Janett studierte Geschichte und Ethnologie an der Universität Zürich. Sie forscht und lehrt zur Geschichte der Kindheit, Medizingeschichte und der Frauen- und Geschlechtergeschichte.