Rudolf de Crignis
Rudolf de Crignis
Eine Spurensuche: 1948–1986
1969 lernen sich Ruedi de Crignis und Juerg Nutz bei Oscar Weber, einem Warenhaus an der Zürcher Bahnhofstrasse, kennen, wo sie als Schaufensterdekorateure tätig sind – damals für viele, die gestalterisch wirken wollten, der Beruf der Stunde. Die jungen Männer erkennen ähnliche Ziele: Ihre Schaufenster sollen das Weltgeschehen und womöglich auch Entwicklungen der Kunst reflektieren. Sie greifen die Stimmung des grossen Aufbruchs um 1968 auf. Die beiden werden ein Paar und es wird für beide eine Geschichte der künstlerischen Emanzipation und des privaten Outings.
Wir erfahren, wie Ruedi de Crignis zum Künstler wird: von den Zeichnungen des talentierten Jugendlichen über die Selbstbildung in Film, Fotografie, Audio, Installation, Performance an der experimentierfreudigen F+F und beim Vortasten im Kunstbetrieb bis zur Entwicklung des monochromen Spätwerks in New York. Die bewegte Epoche erleben wir aus der Perspektive von Männern, die sich auch immer wieder selbst befragen.
Texte von Veit Stauffer aus dem Blickwinkel des involvierten Zeitgenossen und von Michael Hiltbrunner, der die Kunstszene jener Jahre engagiert und wissenschaftlich aufarbeitet, runden das facettenreiche Bild ab.
Texte: Heinz-Jürgen Nutz/Steinhauer, Veit F. Stauffer, Michael Hiltbrunner
Herausgeber, Grafik: Peter Volkart
Rudolf de Crignis (1948–2006), war ein multimedialer Künstler, der Mitte der 1970er Jahre in der Zürcher Kunstszene mit konzeptuellen und gleichzeitig spielerischen Arbeiten aufgefallen ist.
Heinz-Jürgen Nutz/Steinhauer, geboren als Heinz-Jürgen Steinhauer, Autor. Vieltalentiert, Gestalter, Schauspieler, Musiker, Genealogist und Autor. 1947 geboren in Tuttlingen/Donau. 1960 Heirat der Mutter, dadurch Namensänderung auf Heinz Nutz, und Umzug nach Villingen. Lernt zunächst den Beruf des Schaufenstergestalters. Lebt seit 1966 in Zürich und arbeitet als Dekorateur in grossen Häusern (Fein-Kaller, Oscar Weber, Robert Ober und Löw). Jetzt Juerg Nutz. Beginnt dann eine 3-jährige Schauspielausbildung bei Karl Wagner in Zürich. Danach ist er aktiv auf Zürcher Kleinbühnen tätig. Zwischen 1975–1977 besucht er die F+F Tagesschule. Zweimaliger Preisträger eines Eidgenössischen Kunststipendiums. Ab 1987 ist er freischaffend in den Sparten Filmausstattung/Fotostyling tätig und gestaltet die Schaufenster von Pink Flamingo und Fidelio Zürich und Bern. Dazwischen entstehen Musikprojekte. 1989 erscheint die LP "Blue Boy" auf Veit Stauffers Label Boy, mehrere Bühnenauftritte folgen (Rote Fabrik, Widder Bar, Fri-Son, etc.). Schliesslich 1996 die Eröffnung des eigenen Geschäftes "Steinhauer". Einer der ersten, wenn nicht der erste Konzeptstore in Zürich für hochwertiges Design an der Rämistrasse, den er bis 2018 erfolgreich führt. Die Jahre von 1986–2019 sind geprägt durch Filmauftritte in zahlreichen Schweizer Kurz- und Langfilmen, auch in Werbefilmen. Seit 1976 arbeitet er an einem Archiv, konzipiert als eine Art Gesamtkunstwerk, das die ersten an seine Grossmutter von ca. 1907–1947 gerichteten Briefe und Karten enthält und kontinuierlich mit Zeitdokumenten, Artefakten, Fotografien, Film und Ton ergänzt wird. In jüngster Zeit beschäftigt er sich damit, sein Leben literarisch zu recyclen und in selbstgebundenen Büchern zu fassen. Eine Filmdokumentation über einen verstorbenen Freund ist in Arbeit.
Peter Volkart ist ein Schweizer Grafiker, Fotograf, Objektkünstler und Filmemacher. Sein bekanntester Film ist Terra Incognita.