Musiktitel lautet der Fachausdruck für dekorativ gestaltete Musiknotenumschläge, die hauptsächlich von Grafikern, nicht selten auch von bekannten Künstlern entworfen wurden. Seinen Höhepunkt erreichte der dekorative Musiktitel in Europa zwischen 1918 und 1933. In jener Zeit bestimmte vor allem der Designerstil des Art Déco das moderne Erscheinungsbild von Operettenmelodien, Schlagern und Modetänzen.
Erstmals in deutscher Sprache erscheint mit dem Bildband Oh, Donna Clara! ein Kunstbuch, das die schönsten Musiktitel von Grafikern des Art Déco aus zwölf europäischen Ländern in grossformatigen Reproduktionen in Verbindung mit einführenden Fachbeiträgen wiedergibt. Schwerpunkte der thematisch gegliederten Publikation bilden grössere Werkgruppen von jüdischen Grafikern wie Ernst Deutsch und Hans Neumann, die nach Amerika emigrierten, sowie Otto Dely und der in Auschwitz ermorderte František Zelenka. Für Entdeckungen sorgen auch künstlerische Glanzleistungen von wenig bekannten Grafikerinnen wie Emmy Sagai und Lisl Weil. Seinen Titel «Oh, Donna Clara!» entlehnt das Buch dem von Emmy Sagai 1930 gestalteten Umschlag zum gleichnamigen Lied und Tango von J. Petersburski.
Aber nicht das Lesen steht bei dem bis ins kleinste Detail Sorgfalt verratenden Buch im Vordergrund (die Buchseiten-Tönung ist, abgestimmt auf die damalige Zeit, sepiabräunlich), sondern das Schauen: Die aus Labharts Fundus stammenden Musiktitel sind ein Fest fürs Auge. Ja, man fliegt förmlich auf die Umschläge von Ernst Deutsch alias Dryden und Otto Dely; Arturo Bonfanti und Willy Herzig oder Roger de Valerio und Frantisek Zelenka, um nur einige zu erwähnen.
– Elisabeth Feller, Basellandschaftliche Zeitung
Walter Labhart, vielseitiger Musikspezialist und Grafikkenner, vor allem aber auch ein grosser Sammler aus Leidenschaft, hat aus seinem Fundus von Musiktiteln gut 200 herausgesucht und zu einem zauberhaften Bilderbuch zusammengestellt, das nicht nur Musikfreunde ansprechen
dürfte.
- Angelika Maass, Der Landbote
So beschwingt wie sein Titel, so vergnüglich blättert es sich durch diesen opulent bebilderten Band. [...] Der grösste Verdienst des Bandes ist weder der exzellente Querschnitt durch die Epoche noch die ansprechende Druckqualität, sondern seine Fähigkeit, uns tatsächlich was Neues zu zeigen. Die Motivwelten des Jazz Age und des Schlagers leben hier in weitgehend noch unbekannten Objekten auf, die Notencover wurden von der Designgeschichte bislang bestenfalls am Rande beachtet.
– Patrick Rössler, Novum
Walter Labdhart (*1944) ist Musikforscher, Programmgestalter und Kulturjournalist. Unter anderem für die Gestaltung der Ausstellung Das irdische Leben - Dokumente zu Gustav Mahler erhilet er 2013 - als erster Schweizer - die Mahler-Medaille. Labhardt lebt im Aargau.
Claude Lichtenstein (*1949) ist freier Kurator, Autor und Dozent für Geschichte des Designs an der ZHdK. Zwischen 1985 und 2001 war er Kurator des Museums für Gestaltung.
Christian Brändle (*1970) ist Direktor des Museums für Gestaltung. Er wuchs im Raum Basel auf und studierte Architektur an der ETH Zürich. Seit 1992 ist er auch als freier Künstler tätig.