Mer et Falaises (deutsche Ausgabe)
Mer et Falaises
Die Küste zeigte schroffe, helle Felswände, die von ockerfarbenen Linien unterbrochen waren. Silex. Ein hartes Silikatgestein, das in der Gegend seit langem für Werkzeuge, aber auch zum Abdichten von Fugen gebraucht wird. Der Weg folgte entlang eines Einschnitts in den Klippen einer Biegung, und ich glaubte direkt ins Meer hinaus zu wandern. Ich schaute von oben ans Ufer hinunter. Es war Flut, das Meer brandete an die Felsen und schäumte über die Gesteinsbrocken, die am Ufersaum lagen. Ein verwittertes Steinhaus befand sich an der Biegung des Weges. Das Dach aus alten Steinplatten war noch intakt. An der alten Holztür war eine Metallplatte aus verkratztem Messing angebracht: "Cabane des Douaniers".
Seit 1998 weilt der Schweizer Künstler Richard Tisserand an der Küste der Normandie, die schon die Impressionisten angezogen hatte. Sommers, aber auch im Herbst und Winter beobachtet er die Natur, zeichnet, fotografiert oder malt, oft auch am Ufer des Meeres. Die Autorin Sibylle Omlin ist regelm.ssig Gast bei Richard Tisserand und geht mit ihm die Wege entlang der Küste. Und so sind Momentaufnahmen entstanden von Licht und Wasser, Gestein und Seegras, Wolken und Nebel: ein Bilder-Tagebuch, das auch die Blicke der beiden Kunstschaffenden wiederspiegelt.
Pressestimmen
"Ein Thurgauer Franzose, der das Ländliche mit dem Städtischen verband: Zum Tod des Künstlers und Kurators Richard Tisserand" – Tagblatt
Richard Tisserand, 1948 in Eschenz geboren und aufgewachsen, verliess die Schweiz kurz nach Abschluss der Schule. Um 1970 lebte er ein Jahr in Wien, danach zog es ihn nach Paris. Seither pendelt er zwischen Paris und dem Thurgau, lebt und arbeitet an beiden Orten gleichermassen. Die Landschaft nimmt eine zentrale Stellung ein in seinem künstlerischen Schaffen, das vom steten Unterwegssein geprägt ist.
Seine Werke befinden sich in öffentlichen Sammlungen des Kantons Thurgau und Schaffhausen. Er betreibt eine Ausstellungstätigkeit zu seiner Hinterglas-Malerei, Zeichnungen und Aquarelle und zu seinen Polaroids im In- und Ausland. Zudem ist er Autor von verschiedenen Kunst-und-Bau-Werken in der Ostschweiz. Seit 2005 ist Tisserand Kurator im Kunstraum Kreuzlingen & Tiefparterre.
Sibylle Omlin (*1965) studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Geschichte der Neuzeit an der Universität Zürich. In ihrer ersten Berufsphase war sie Journalistin (u.a. 1996-2001 redaktionelle Mitarbeiterin und Kunstkritikerin bei der Neuen Zürcher Zeitung). Seit 1998 ist sie als Dozentin für Kunsttheorie, (u.a. für Zürcher Hochschule der Künste, Universität Zürich, Universität Konstanz, Universität Bern) und freie Kuratorin und Autorin tätig. Feste Anstellungen: 2001–2009 Professorin am Institut Kunst der HGK Basel der Fachhochschule Nordwestschweiz (Institutsleitung). 2009–2017 Direktorin an der ECAV Sierre (Ecole cantonale d’art du Valais). 2017–2020 Co-Kuratorin BONE Performane Festival Bern. Sibylle Omlin ist Autorin und Herausgeberin von zahlreichen Büchern und Katalogen zu Malerei, Kunst im öffentlichen Raum und in Landschaft, elektronischer Kunst und Performance. Mitglied von AICA und A*dS. www.sibylleomlin.com